
Innsbruck vor 100 Jahren - September 1917
01. September 1917
Zur Kartoffelausgabe in Hötting. Man schreibt uns: Bei jedesmaliger Kartoffelausgabe im alten Schulhause in Hötting wissen nur die halben Bewohner der Höttingerau davon, weil die Bekanntgabe des Ausgabetages nur gegenüber der Höttinger Kirche angeschlagen ist. Die Bewohner der Höttingerau sind daher gezwungen, sich entweder jeden Tag dorthin zu begeben oder durch eventuelle Umfrage den Ausgabetag zu erfahren. Es wäre bei gutem Willen leicht, eine Tafel mit der Bekanntgabe des Ausgabetages auch bei der Mariahilferkirche anzuschlagen. Viel Mühe und Ärger wäre den Frauen in der Höttingerau dadurch erspart.
03. September 1917
Reisedokumente zur Reise von Innsbruck nach Reutte. Von zuständiger Stelle wird uns mitgeteilt: Da im Publikum immer wieder darüber Zweifel bestehen, welche Dokumente für eine Reise von Innsbruck nach Reutte notwendig sind, so wird verlautbart, daß die Legitimation für staats- und Hofbedienstete keineswegs zur Reise nach Reutte über Mittenwald berechtigt, vielmehr ist ein ordnungsmäßig ausgestellter Reisepaß, lautend auf Reutte, notwendig, wobei jedoch eine Vidierung seitens der kaiserlichen deutschen Vertretungsbehörde dann nicht erforderlich ist, wenn die Durchfahrt auf der Bahnstrecke Mittenwald – Grießen ohne Unterbrechung stattfindet.

04. September 1917
Eine Riesenmelone. Im Geschäfte der Frau Filomena Back am Marktgraben, ist gegenwärtig ein Melonen-Kürbis im Auslagefenster zur Schau ausgestellt, der das Gewicht von 39 Kilogramm aufweist Der Umfang dieses Riesengewächses beträgt 220 Zentimeter. Die Riesenmelone stammt aus dem Garten der Frau Malis, Staatsbahnrevidentensgattin in Absam.
06. September 1917
Ausstellung von Giftpilzen. Ein bekannter hiesiger Pilzfreund ist gegenwärtig im Schaufenster der Wagner’schen Universitätsbuchhandlung zwei Exemplare von Giftpilzen ausgestellt und zwar den berüchtigten „Knollenblätterpilz“ (Agricus phaloides) oder Gift-Champignon, auf welchen 98 Prozent aller Pilzvergiftungen entfallenden, und den ebenfalls sehr giftigen und wie ersterer gegenwärtig sehr häufig vorkommenden „Gift-Reizker“ Lactarius torminofa.
07. September 1917
Beim Holzaufschichten verunglückt. ist vorgestern abends in Pradl ein neunjähriger Junge. Er stand auf einer kleinen Leiter, verlor das Gleichgewicht und fiel auf den Kopf herab. Sofort eingetretene Bewußtlosigkeit und sich zeigender Brechreiz zeigten eine erlittene Gehirnerschütterung an. Im Rettungswagen ist er in ärztliche Beobachtung gebracht worden.
10. September 1917
Blattlausbekämpfung mit Tabakstaub. Da zahlreiche Klagen über starkes Auftreten von Blattläusen an Kohl, Kraut usw. Vorliegen, bei dem Mangel an geeigneten Pflanzenschutzmitteln eine ausreichende Bekämpfung aber nur in den seltensten Fällen möglich ist, so sei kurz auf einige Maßnahmen verwiesen, die auch unter den herrschenden Verhältnissen durchgeführt werden können. Da Tabakextrakt nur in geringer Menge abgebbar ist, so kann man sich als Ersatz eine Tabaklauge aus Tabakstaub, der von der k.k. Tabakfabrik Wien-Ottakring zum Preise von 8 Heller pro Kg. In kleinen Mengen abgeben wird. […] Die Bespritzung ist, wenn nötig, wiederholt und mit Sorgfalt durchzuführen, wobei darauf zu sehen ist, daß auch die Unterseite der Blätter, die häufig ebenfalls von Blattläusen befallen ist, getroffen werde.
13. September 1917
Das „Stiegengeländer-Rutschen“ ist eine recht gefährliche Unsitte und sollte unserer Jugend durch Einsetzen von Kopfschrauben ins Geländer unmöglich gemacht werden. – Ein vierzehnjähriger Junge, der gestern mittags hier diesem Vergnügen fröhnte, strürzte vom 1. Stock zur ebnen Erde und ist betäubt, mit großen Quetschungen im Gesicht, liegen geblieben.
18. September 1917
Zur Warnung. In Pradl erkrankten zwei schulpflichtige Mädchen nach allzu reichlichem Genusse von Obst, nachdem sie das notwendigerweise eintretende Unwohlsein durch Wassertrinken zu beseitigen versucht hatten. Wasser nach Obstgenuß zu trinken ist Gift, sagt ein alter Spruch, besonders nach Birnen soll man niemals Wasser trinken. Die Kinder bekamen Brechdurchfall […].

20. September 1917
Brand in der Pfarrkirche. Gestern abends halb neun Uhr fiel in der St.Jakobs-Pfarrkirche hinter dem Hochaltar eine Kerze um und steckte eine Holzwand in einer Nische hinter dem Altar in Brand. Zum Glücke wurde das Feuer noch vor Schließung der Kirche bemerkt. Durch Fernruf verständigte man die Berufsfeuerwehr. Diese hatte aber nicht mehr viel zu tun. Als man einige angebrannte Bretter herausgerissen hatte, war die Gefahr beseitigt.
21. September 1917
Die Sperrstunde. Um auf mehrere Anfragen zu antworten, teilen wir mit, daß die Sperrstunde auch für Gasthäuser und Restaurationen bis auf weiteres und vorläufig auf 11 Uhr nachts angesetzt worden ist.
24. September 1917
Ein Meteor. Gestern gegen 8 Uhr abends, also bei vollständiger Dunkelheit, zeigte sich im Nordosten der Stadt, in der Höhe des Rumerjoches, eine prächtige Naturerscheinung. In nicht allzurascher Bewegung, weithin leuchtend und vortrefflich sichtbar, erschien ein Meteor in der Gestalt einer bläulich schimmernden Kugel. Nur wenige Sekunden lang dauerte das prächtige Naturschauspiel.
26. September 1917
Achtung auf die Vorschriften bei Fliegeralarm Anläßlich eiens unlängst vorgekommenen Fliegeralarmes wurde die Wahrnehmung gemacht, daß sich die Bevölkerung in seiner Weise an die behördlich ausgegebenen Verhaltensmaßregeln hielt, vielmehr statt unter Haustoren Deckung zu suchen, vielfach eigens auf die Straßen sich begab um nach dem Flieger zu sehen. Ebenso blieben zahlreiche Fuhrwerke nicht, wie vorgeschrieben, stehen, sondern setzten ihre Fahrt fort. Durch dieses Beginnen hätten sich die betreffenden Personen wenn wirklich ein Angriff erfolgt wäre, einer schweren Gefahr ausgesetzt. Es wird daher neuerdings dringend die Mahnung an das Publikum gerichtet, bei Alarmen sich genau an die behördlichen Bestimmungen zu halten, damit nicht aus der Neugier und Unbesonnenheit einzelner unberechenbarer Schaden entstehe. Auch wird aufmerksam gemacht, daß während des Alarmes jeder Privat-Telephonverkehr eingestellt ist […].
27. September 1917
Unehrliche Leute. In einem Wagen der Straßenbahn blieb vor etlichen Tagen die Geldbörse einer Dame aus Versehen liegen. Ein Soldat und die Schaffnerin bemerkten das Täschchen, der Soldat nahm es zu sich, die Schaffnerin aber machte sich erbötig, den Fund bei der Station Berg Isel vorschriftsmäßig anzuzeigen. Der Soldat lehnte diesen Vorschlag ab mit der Begründung, dies könne er selbst machen. Die Absicht des Mannes war aber keine reine, denn es fiel schon auf , daß er die Anmeldung nicht sofort besorgte und ein weitere Beweis für es eine unehrliche Gesinnung ist auch, daß er den Grund bis heute nicht anmeldete, obwohl schon mehrere Tage vergangen sind.